Doch doch, das geht: Man kann mich schon noch schockieren. Hat grad letzthin der Dok-Film über Food Waste geschafft. Obschon ich wusste, wie die Zahlen in der Schweiz aussehen, war ich baff. Nur ein Beispiel: Es heisst immer, die Schweizer Landwirtschaft könne uns nur zu 50 Prozent selbst versorgen. Erstunken und erlogen: Würde nicht so viel auf den Feldern und in der Verwertungskette weggeworfen, könnten wir uns zu wohl rund 80-90 Prozent selbst versorgen. Mit etwas mehr zusätzlichem Vegetarismus leicht auf 100 Prozent zu bringen, weil Tiere viel Platz brauchen. Autarkie also.
Langsam hab ich’s gründlich satt. Wo man hinsieht, sieht man Verschwendung, also Verbrauch ohne Nutzen. Und das ist nicht nur ein ökonomisches oder ethisches Thema, sondern Verschwendung verstellt den Blick auf die effektiven Probleme. Wir fechten gegen Spiegel statt für die richtigen Fragen. Wir kämpfen gegen die blanke Dummheit, statt für eine bessere Zukunft.
Ernährung: Kein Problem, auch nicht für neun Milliarden Menschen, wenn wir den Food Waste zurückfahren würden. Stromversorgung: Wir könnten zwei AKW morgen schon abbauen, wenn wir die Verschwendung abstellen würden. Ganz zu schweigen davon, wenn wir effizienter wären, also zum Beispiel abfahren mit all den stromfressenden Geräten, was niemandem weh täte, aber über 20 Prozent des Verbrauchs reduzieren würde. Verkehr: Wenn all die tollen Menschen, die alleine in ihren fetten SUV nasebohrend im Stau sitzen, sich zu zweit oder gar zu dritt in ihre Karre setzen würden, würden wir weder über Lärm, noch über Luft noch über Platz noch über verschwendete Gelder im Strassenbau reden. So einfach wäre das. Es bräuchte nur etwas mehr Vernunft und weniger Konjunktiv. Nicht mehr Regeln, auch nicht mehr Geld. Nur Vernunft. Quasi menschliche Kernkompetenz. Und genau darum hab ich’s so was von satt: Dominieren tut lauter Schwachsinn, der sich hinter Wörtern wie Fortschritt und Komfort oder gar Bedürfnis versteckt, und wehe, man versucht zaghaft auf so etwas wie Selbstverantwortung zu verweisen!
Etwa Rosengarten. Da bezieht die zuständige Regierungsrätin die Ohrfeige ihres Lebens, und was tut sie? Trötzeln, statt klipp und klar für das Naheliegende zu sorgen, nämlich dass halt einfach etwas weniger Autos auf dieser Strasse fahren. Wie wenn die Menge gottgegeben oder eine physikalische Grundkonstante oder sonst was wäre. Ist sie nicht. Über 90 Prozent sind Quell-/Zielverkehr, also hausgemacht. Also abstellbar. Eigenverantwortlich oder reguliert, letztlich egal. Die Verweigerung des Ausgangs aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, wie Kant das freundlich formulierte, vulgo Blödheit, ist das Problem, nicht die Verkehrspolitik.
Glaubs wohl, dreht die Klimajugend langsam durch. Tun wir Alten ja auch. Das mit dem ökonomischen Stromsparpotenzial von 30 Prozent begleitet mich schon mein gesamtes (!) Berufsleben lang. Das mit der Stromverschwendung heisst nichts anderes, als dass wir diverse AKW zu viel gebaut haben, bloss weil wir zu blöd sind, um Anwendungen zu vermeiden, von denen gar niemand etwas hat. Wie etwa ein Zimmer beleuchten, in dem niemand drin ist. Oder ein Elektroauto von 2,5 Tonnen Gewicht herumzufahren, mit einem Leichtgewichtsdeppen am Steuer. Und das mit dem Food Waste ist an Groteskheit derart unüberbietbar, dass mir die Worte fehlen. Und das passiert eigentlich nie.
Auch wenn die Dinos nur ein etwa faustgrosses Hirni hatten, dürften sie nicht aus Doofheit ausgestorben sein. Wir dagegen haben alle Chancen dazu.
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